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Black Screen im Traum oder wenn das Gehirn die Frequenz wechselt

  • Autorenbild: Sindy
    Sindy
  • vor 7 Tagen
  • 6 Min. Lesezeit
Ein Black Screen im Traum ist wie ein völliger Kontrollverlust: Man weiß nicht, ob das Licht wieder angeht.
Ein Black Screen im Traum ist wie ein völliger Kontrollverlust: Man weiß nicht, ob das Licht wieder angeht.


Manchmal passiert im Traum etwas völlig Unerwartetes: Statt bunter Bilder, Geschichten und Symbole kommt plötzlich – nichts. Schwarz. Eine Mini-Sekunde ohne Bild, ohne Ton, ohne Gefühl. Ob es wirklich eine Sekunde war, oder doch länger dauerte, ist im Traum schwer auszumachen. Mein diesmaliger „Mini-Blackout“ im Traum fühlte sich nur kurz an. Ich hatte auch schon länger. Was ist passiert? Den ganzen Traum muss ich gar nicht erzählen, nur das ich mich mir ein Wolfsfell um die Schultern legte und schlafen ging. Im Traum zu träumen das man schläft ist schon etwas ungewöhnlich, aber selbst dann läuft der „innere Film“ meist weiter. Doch in meinen Fall. Filmriss. „Black Screen“. Schwärze. Nichts. Ich wachte im Traum wieder auf und der Traum ging da weiter, wo ich mich schlafen legte, also ohne Unterbrechung.

Wer so etwas bewusst erlebt, kann sich erschrecken: Bin ich kaputt? Habe ich die Kontrolle verloren? In Wahrheit ist man da, aber an einen faszinierenden Übergang geraten: einen echten „Black Screen im Traum“.


Was steckt hinter dem „Nichts“-Erlebnis im Traum?

Neurowissenschaftlich lässt sich dieses Phänomen auf Übergänge im Schlaf zurückführen.

  • Unser Gehirn schaltet ständig zwischen Schlafphasen um: Tiefschlaf, Leichtschlaf, REM.

  • Normalerweise merken wir diese Übergänge nicht, weil sofort ein neues Bild oder eine neue Szene einsetzt.

  • Doch manchmal bleibt für eine Sekunde das „Bild aus“. Dann erlebt man den Black Screen.

    In meinen Fall weiß ich, dass ich nach dem Black Screen noch kurz weitergeträumt hatte. Da ich aktuell mit Schlaftracker schlafe, kann ich auch den Zeitpunkt bestimmen: der letzte, kurze rote „Aufwachstrich“ vor meiner längeren Wachphase um 4 Uhr. Und ich bin dieses Mal dankbar nicht durchgeschlafen zu haben, da ich sonst wahrscheinlich mit dem nächsten großen REM-Traum dieses Blackout vergessen hätte. Doch so erwachte ich kurz nach dem zurückkehre in den Traum gänzlich und notierte mir das Ereignis. Forschergeist geweckt! Let´s go!

    Der Black Screen Moment kurz vor der längeren Wachphase (weißer Pfeil) in der Nacht. Wäre ich anschließend direkt wieder eingeschlafen, ich hätte mich daran wohl nicht mehr erinnern können.
    Der Black Screen Moment kurz vor der längeren Wachphase (weißer Pfeil) in der Nacht. Wäre ich anschließend direkt wieder eingeschlafen, ich hätte mich daran wohl nicht mehr erinnern können.


Forschung: Bewusstsein ohne Inhalt

Studien zeigen, dass es solche Momente tatsächlich gibt. Man beschreibt sie in der Schlaf- und Bewusstseinsforschung als:

  • Objectless Awareness (Bewusstsein ohne Objekt): Menschen berichten in Schlaf-Experimenten von einem Erleben von „reiner Leere“ oder „Void“. Sie erleben diesen Zustand als präsent, aber ohne Inhalt (Springer-Studie).

  • EEG-Mikrostrukturen: Messungen zeigen, dass das Gehirn manchmal kurz in einen Zwischenzustand rutscht, bevor ein neuer Traum einsetzt (Nature-Studie).

  • False Awakening und REM-Instabilität: Wer halbwacht und halbträumt, erlebt oft genau diese kurzen Blackouts (Sleep Foundation).


Warum es sich unheimlich anfühlt

Wer so einen „Blackout“ im Traum schon mal erlebt hat, der fühlt sich dabei vielleicht das erste Mal etwas unwohl. Kommt so was häufiger vor, könnte man meinen man sei „kaputt“. Und das ist ein ziemlich unangenehmes Gefühl, den n wir sind es gewohnt, dass da immer etwas ist: Wenn wir wach sind, haben wir permanent Gedanken, in der Meditation konzentriert man sich auf dieses „Nichts“, aber allein es wahrzunehmen und bewusst entscheiden zu können diesen Zustand auch wieder zu verlassen, gibt Kontrolle und im Traum, da sehen wir eben Bilder. Und wer „nichts träumt“ (was nicht geht, denn jeder träumt, nur die einen erinnern sich besser) erlebt eben seine inneren Bilder oder wacht frühmorgens auf und denke man habe „nichts“ geträumt. Aber ein Moment im Traum der sich wie völligen Leere anfühlt , hat etwas existenzbedrohendes. Es kommt einer „Auslöschung“ gleich. Wenn das nicht in einen luziden Zustand passiert, ist man diesem Void ausgeliefert. Kommt man daraus wieder zurück? Was passiert wenn ich darin hängenbleibe? Mein längster „Blackout“ waren gefühlte Stunden, aber im Schlaf ticken die Uhren anders. Es kann auch nur eine Millisekunde gewesen sein. Deshalb assoziieren viele es mit Tod, Kontrollverlust oder „kaputt sein“.

In Wahrheit ist es nur ein Reset-Punkt, ein natürlicher Reboot im Schlafkino. Dein Gehirn legt gerade die nächste Traumrolle ein.


Was man über solche Black Screen-Momente weiß

Solche Übergänge sind normal. Man hat sie X-mal in der Nacht und zwar immer dann, wenn das Gehirn die Frequenz wechselt, etwa aus den reinen Tiefen Delta-Wellenbereich die Theta-Frequenzen aktiviert und so das Gehirn in den REM-Bereich befördert. Meist merkt man nur nichts davon, weil das Gehirn sofort eine neue Szene startet.

Und man vergisst, vor allem weil Studien gezeigt haben, dass sich der Traum dann in 80–90 % der Fälle nach einem „Mikro-Wecken“ im Labor oder einem natürlichen Mikro-„Aussetzer“ (z. B. durch Erregung, Atempause, Vigilanzwechsel – also dem Bewusstseinswechsel) einfach fortsetzt. Das Gehirn träumt also den Traum einfach weiter oder hat eine sehr ähnliche Traumhandlung. Man erlebt es wie „einfach weitergeträumt“ und kann sich, bei einer ohnehin schlechten Traumerinnerungen, nur äußerst selten an solche „Blackscreens“ erinnern.

 In ca. 10–20 % der Fälle setzt der Traum aber auch anders oder neu an. Das ist der Moment, in dem man merkt: „Traum A war vorbei, jetzt kam Traum B“.


Wie man den Black Screen „deuten“ kann

Die Gute Nachricht: Wenn du so etwas bewusst im Traum erlebt hast, hast du schon mal einen seltenen Blick in dein „Betriebssystem“ erhalten und bist ein kleiner „Traumprofi“, denn wie geschrieben, erinnert man sich meist nicht an solche Momente. Du hast damit etwas erlebt, dass zwar häufig vorkommt, aber selten bewusst wird. Es gibt natürlich außer diese Mikrosekunde des neurobiologischen Schlafübergangs der Gehirnwellenmuster noch andere Deutungen:

  • Symbolisch: Manchmal bedeutet das Schwarze auch „Leere“. Es ist eine Schwelle, die dich daran erinnert, dass hinter allen Bildern einfach nur Bewusstsein selbst steht. Das kann ein „Black Screen“ oder ein „White Screen“ sein.

  • Meditativ: Es ist im Prinzip der Zustand, den man in der Meditation anstrebt: den Geist in den Zwischenzustand zu versetzen, in dem das Gehirn vom wachen Beta-Rhythmus in langsamere Alpha- und Theta-Frequenzen übergeht. Und wer meditiert, weiß, wie schwer es sein kann, auch nur „einen Gang“ herunterzuschalten. Das Gehirn bleibt oft noch zu „wach“. Geübte Meditierende können diesen Frequenzwechsel stabiler halten und etwas länger in dieser Alpha/Theta-Hypnagogie verweilen. Ungeübte hingegen gleiten schnell in den normalen Schlafzyklus ab. Deshalb bleibt man beim Meditieren im Sitzen. Spannend ist aber auch der umgekehrte Weg: sich dem Zustand „von der anderen Seite“ zu nähern, also das Einschlafen bewusst anzusteuern und kurz vor dem Einschlafen gegenzuhalten. Bei mir war das oft einfacher, als minuten- oder stundenlang im Sitzen auf innere Ruhe zu warten. Sich in den Schlaf gleiten zu lassen und kurz vorher wieder abzufangen, eröffnete eine direktere Annäherung. Off-Topikelleicht, aber es zeigt, wie anspruchsvoll es für Anfänger ist, diesen „Black Screen“-Moment bewusst zu erleben.

  • Spirituell: Viele Traditionen sehen in dieser Leere den Ursprung. Sie ist die „Stille hinter den Gedanken“ oder auch das kollektive Unterbewusstsein (nach C.G. Jung). In christlichen Traditionen wird die Leere manchmal mit Ewigkeit oder göttlicher Stille gleichgesetzt.

  • Persönlich: Für jeden bedeutet dieses Leere etwas anders. Vielleicht ist sie für dich der Inbegriff der Ruhe oder die erschütternde Erkenntnis, dass am Ende des Lebens eine Schwärze auf dich wartet. Was immer es ist, es zeigt dir, wie bunt und wunderschön das Leben in dem Moment ist, da du die Augen wieder öffnest.

Ein Black Screen im Traum ist also kein Fehler im biologischen System, kein „kaputt“ sein und nichts, wovor Du Dich fürchten musst. Es ist ein neurobiologisches Fenster in einen besonderen Moment unseres Gehirns, ähnlich dem Frequenzwechsel in alten Radios, in denen man es zwischen den verschiedenen klaren Frequenzen noch das Knacken und Rauschen hört. Beim Wechsel von NREM (= non REM im Delta/Theta-Bereich) in REM hat man tatsächlich ein Shift im EEG-Muster, das mit solchen Übergängen korreliert. Also: Kein Grund zur Panik! Es ist eher ein seltener Einblick in die Tiefe des eigenen Bewusstseins.


Hast du schon einmal so einen Black Screen erlebt? Schreib mir deine Erfahrung – vielleicht sammeln wir gemeinsam eine kleine „Bibliothek der Leeren“!




Quellen & weiterführende Literatur


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